Die digitale Feder: Substack als Chance für Schweizer Kleinverlage?
In der Illustration erstrahlt eine Stadtlandschaft in lebhaften Farben, die durch Stapel von Büchern und Dokumenten, als Gebäude dargestellt, geprägt ist. Diese visuelle Darstellung, inspiriert von M.C. Escher, weicht von dessen traditionellem Schwarz-Weiß-Stil ab und verwendet Farben, um die Dynamik und Vielfalt der modernen digitalen Transformation im Verlagswesen zu symbolisieren. Der Begriff "Stack" steht hier nicht nur für die physische Anordnung von Büchern, sondern auch für die digitale Infrastruktur, die es ermöglicht, Inhalte zu erstellen, zu verteilen und zu konsumieren. Substack, als zentrales Element dieser Illustration, repräsentiert eine Plattform, die diese verschiedenen Schichten der digitalen Publikationswelt zusammenführt und Autoren die Möglichkeit gibt, ihre Werke direkt an ihre Leser zu senden. Diese Darstellung kritisiert subtil die traditionellen Verlagsstrukturen durch die Verwendung von Büchern als Gebäude, die in ihrer Anordnung und Verbindung die neue, direktere und flexibler Organisierbarkeit von Inhalten im digitalen Zeitalter widerspiegeln.
Substack fungiert als digitale Feder, mit der Autoren ihre Gedanken direkt an ihre Leserschaft weitergeben, verkörpern die Stärke des geschriebenen Wortes in der digitalen Ära.
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Ein neues Kapitel im digitalen Zeitalter
Die Verlagsbranche befindet sich in einer beispiellosen Transformation. Digitale Plattformen wie Substack, ursprünglich in den Vereinigten Staaten unter Journalisten und Schriftstellern etabliert, eröffnen Schweizer Kleinverlagen neue Wege der Inhaltsverteilung und Leserkommunikation. Diese Plattform bietet nicht nur unmittelbare Nähe zur Leserschaft, sondern ermöglicht es, traditionelle Verlagsprozesse neu zu denken.
Substack: Ein Überblick
Seit seiner Gründung im Jahr 2017 hat Substack die Medienlandschaft nachhaltig geprägt. Die Plattform erlaubt es, Inhalte in Form von Newslettern direkt an Abonnenten zu senden – kostenlos oder gegen eine Gebühr. Substack behält dabei 10 % der Einnahmen, während der Großteil den Kreativen zufließt. Dieses Modell, das von Werbung und Buchverkauf unabhängig ist, stärkt die finanzielle Autonomie der Verlage und schafft eine direkte Verbindung zur Leserschaft. Substack verzeichnet weltweit über 20 Millionen monatlich aktive Abonnenten. Im Januar 2024 besuchten 49,4 Millionen einzigartige Nutzer die Plattform, was einem Anstieg von 41,95 % seit August 2023 entspricht. Die Zahl der kostenpflichtigen Abonnements liegt bei über 2 Millionen, wobei mehr als 17.000 Autoren auf Substack bezahlt werden. Konkrete Zahlen zur Nutzung im deutschsprachigen Raum sind nicht verfügbar. Allerdings hat Substack kürzlich ein deutsches Team etabliert, um das Wachstum in Deutschland zu fördern. Dies deutet auf ein steigendes Interesse und eine wachsende Nutzerbasis im deutschsprachigen Raum hin.
Chancen für Schweizer Kleinverlage
Substack ermöglicht eine unmittelbare und authentische Beziehung zwischen Verlag und Leserschaft. Schweizer Kleinverlage können durch exklusive Inhalte und personalisierte Nachrichten eine loyale Community aufbauen. Dies ist besonders wertvoll in einem Land mit kultureller und sprachlicher Vielfalt, da Inhalte gezielt für spezifische Zielgruppen angepasst werden können. Mit Substack können Kleinverlage zudem stabile Einnahmen durch Abonnements erzielen – unabhängig von Schwankungen des traditionellen Buchmarkts. Dies bietet die Freiheit, kulturell oder literarisch wertvolle Projekte zu realisieren, die nicht sofort kommerziellen Erfolg versprechen.
Die Möglichkeit, Inhalte spontan und unabhängig zu publizieren, erlaubt es Kleinverlagen, Nischenthemen zu bedienen und innovative Ansätze auszuprobieren. Gerade für experimentelle Projekte oder regionale Geschichten, wie sie in der Schweiz geschätzt werden, ist dies ideal. Darüber hinaus hilft die digitale Natur von Substack Schweizer Verlagen, auch internationale Leserschaften zu erreichen. Übersetzungen und gezielte Inhalte können die Sichtbarkeit weit über die Landesgrenzen hinaus steigern.
Herausforderungen im Fokus
Substack setzt klare Geschäftsbedingungen. Änderungen, wie eine Erhöhung der Gebühren, könnten die Profitabilität von Verlagen beeinträchtigen. Schweizer Kleinverlage sollten alternative Distributionskanäle vorbereiten, um flexibel zu bleiben. Die zunehmende Zahl von Anbietern auf Substack könnte es zudem erschweren, sich abzuheben. Verlage müssen in kreative Marketingstrategien und klare Markenbildung investieren, um ihre Zielgruppe nachhaltig zu erreichen.
Die Verwaltung digitaler Inhalte erfordert technisches Know-how, das in vielen Kleinverlagen begrenzt ist. Zusätzlich müssen urheberrechtliche Fragen geklärt werden – besonders in einem Land wie der Schweiz, wo verschiedene Rechtsräume greifen können.
Meinungsfreiheit: Chancen und Grenzen
Substack wird oft als Hort der Meinungsfreiheit bezeichnet, doch diese Freiheit bringt Herausforderungen mit sich. Verlage müssen abwägen, wie sie mit kontroversen oder sensiblen Inhalten umgehen. Auch rechtliche Risiken, wie Verletzungen von Persönlichkeitsrechten, erfordern besondere Aufmerksamkeit.
Schlusswort
Substack bietet Schweizer Kleinverlagen eine einzigartige Möglichkeit, sich digital neu aufzustellen. Die Plattform fördert direkte Leserbeziehungen, finanzielle Unabhängigkeit und kreative Freiheit. Doch auch die Herausforderungen, von technischer Abhängigkeit bis hin zur Sichtbarkeit in einem wachsenden Markt, erfordern eine strategische Herangehensweise. Mit einer klaren Vision und gezielten Investitionen können Schweizer Kleinverlage Substack nicht nur als Werkzeug, sondern als Sprungbrett nutzen – und so das Potenzial der digitalen Feder voll ausschöpfen.